Derbysieger im Stechen ermittelt

Derbysieger im Stechen ermittelt

Siegte im Springderby nach Stechen: Nisse Lüneburg mit Cordillo. (Foto: Kurt-S. Becker)

Derbysieger im Stechen ermittelt

Von Jessica Bunjes

Klein Flottbek – 25.000 Zuschauer zitterten Sonntag in Klein Flottbek fast bis zum Ende um den 158. Null-Fehlerritt in der Geschichte des Deutschen Springderbys, die 1920 ihren Anfang nahm. Erst der Sieger der zweiten Qualifikation, der Ire Shane Breen und Can Ya Makan, bezwangen als fünftletzte Starter den schwersten Parcours der Welt – bevor es der Schleswig-Holsteiner Nisse Lüneburg mit Cordillo ihm nachtaten. Am Ende jubelte der Holsteiner – zum dritten Mal nach 2012 und 2014.

„Jeder versucht hier sein Bestes, mein Pferd hat alles gegeben, wir haben hier und da ein bisschen Glück gehabt“, verriet ein atemloser Lüneburg nach seinem fulminanten Ritt. Dieser war auf zwei tadellose Runden in den beiden Qualifikationen gefolgt, der Sieg für Kenner der Szene keine vollständige Überraschung: Zweimal hatte der sympathische Profi, der aus einer Holsteiner Züchter-Familie stammt, bereits im Jenischpark brilliert. Damals war Calle Cool sein vierbeiniger Partner, mit dem elfjährigen Holsteiner Cordillo  gelang der Hattrick. Unter tosendem Applaus verließ das Paar „überglücklich“ den Platz, nachdem es den Iren Breen in einem spektakulären Stechen mit fast einer Sekunde und in tadelloser Manier besiegt hatte. 30.000 Euro ist dieser Sieg wert, die gesamte Prüfung mit 120.000 Euro dotiert.

(Foto: Kurt-S. Becker)

Zuvor waren 30 Reiter-Pferd-Paare in dem von Eduard Pulvermann entwickelten Parcours gescheitert, der seit 100 Jahren bis auf wenige Anpassungen nahezu unverändert geblieben ist. „Jede kleinste Irritation zwischen Reiter und Pferd kann in diesem ganz speziellen Springen den Sieg kosten“, wird der beliebte Hamburger Reitmeister und zweifacher Derbysieger Achaz von Buchwaldt nicht müde zu warnen. Und auch zum 90sten Jubiläum des Springderbys behielt der Experte recht.

Von 32 Reitern – darunter drei Frauen – gelang es nur zweien, den Rasen ohne Fehlerpunkte zu verlassen. Acht Paare schieden aus, vier gaben auf. 1250 Meter misst dieser legendäre Parcours, ist damit rund dreimal länger als ein regulärer Großer Preis. 17 Hindernisse mit 26 Sprüngen, darunter Herausforderungen wie das Herzstück des Parcours, der große Wall, sind in dieser Mammutprüfung zu meistern. Jedes einzelne Hindernis will konzentriert angeritten werden „und ein bisschen Glück gehört auch dazu“, wie die Doppel-Weltmeisterin der Vielseitigkeit, Sandra Auffarth (Bergedorf) dem Sieger zustimmte.

Die 32-Jährige war 2018 als Derby-Neuling gleich dritte gewesen. Ein Ergebnis, dass die als Favoritin gehandelte Vielseitigkeits-Spezialistin in diesem Jahr als beste weibliche Reiterin wiederholte. Ein kleiner Fehler am Gatter ihrer Stute Nupafeed´s la Vista kostete die Team-Olympiasiegerin 2012 den Sieg. „Wir sind Bergauf- Bergab-Reiten gewohnt, haben daher einen kleinen Vorteil“, so die Stilistin Auffarth, die deshalb von vielen als Favoritin gehandelt worden war und nach dem Abwurf beteuerte: „Ich bin nicht enttäuscht, es hat mir viel Spaß gemacht.“ Eine Frau hat in Hamburg zuletzt vor 44 Jahren gewonnen – das war 1975 Caroline Bradley aus Großbritannien.

Auch der Irländer Shane Breen nahm es sportlich, dass das Blaue Band nur in greifbare Nähe gerückt war. Die zweite Qualifikation hatte er mit seinem 13-jährigen Vierbeiner souverän gewonnen, im Stechen blieb das Paar nach sieben Hindernissen mit acht Sprüngen immerhin nochmals fehlerfrei. „Can Ya Makan ist ein wundervolles Pferd, sehr mutig, mag die großen Plätze“, sagte der im Hickstead Derby platzierte und in Hamburg beherzt reitende Ire.

Der Vorjahressieger Matthew Sampson (England) war mit Quality Old Joker als letzter Starter in den Parcours galoppiert. Zweimal dritter war er in den Qualifikationen gewesen, sein Plan für den Sonntag, „zwei Plätze besser zu sein“, ging nicht auf: Auch ihm wurde das Gatter zum Verhängnis, an dem bereits Sandra Auffarth gescheitert war: Platz vier.

Favoritensieg im Dressurderby

Dressur-Derby Sieger 2019 wurde Frederic Wandres mit Westminster. (Foto: Hellmann)

Im 61. Dressurderby hatte zuvor der Favorit Frederic Wandres (Hagen a.T.W.) gesiegt. Der Profi hatte sich zusammen mit der Britin Susan Pape und Anabel Balkenhol (Rosendahl) für das Finale mit Pferdewechsel qualifiziert. Der Grand Prix ist die einzige Dressur-Derby-Prüfung auf internationalem Niveau. Der 30-jährige Wandres, Bereiter auf dem Hof Kasselmann, erreichte mit allen drei Pferden mehr als 70 Prozent. Nach seinem Sieg gab er zu: „Bei Anabels Davinia la Douce war ich im ersten Moment etwas unsicher, hatte aber in der Prüfung ein sehr gutes Gefühl. Grafit von Susan lag mir sehr, das hat richtig Spaß gemacht. Ich bin aber auch sehr stolz auf meinen Westminster.“ Zweite wurde Susan Pape, die Grafit mit in den Pferdewechsel brachte. Dritte wurde Anabel Balkenhol, die ihr viertes Derby ritt und es jedes Mal unter die Top Drei geschafft hatte.

Wie Veranstalter Volker Wulff erklärte, knackte das Deutsche Spring- und Dressur-Derby in diesem Jahr mit rund 96.000 Besuchern an fünf Tagen erneut den Besucherrekord.

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