Weihegold tanzt zum Sieg

Weihegold tanzt zum Sieg

Souveräner Erfolg für Isabell Werth und Weihegold. (Fotos: Kurt-S. Becker)

Weihegold tanzt zum Sieg

Neumünster. Der erste Blick auf den rappelvollen Parkplatz der Holstenhallen von Neumünster machte gestern schon am frühen Morgen klar: Die Schwale war dank des internationalen Reitturniers erneut zur Pferdestadt geworden. Höhepunkt der viertägigen VR Classics war Sonntagvormittag die Dressur-Kür, neunte Station des Dressur-Weltcups. Zum neunten Mal dominierte diesem Turnier-Höhepunkt die ungekrönte, aber unangefochtene Königin der deutschen Dressurreiter: Isabell Werth. Die Rheinbergerin ließ ihre Oldenburger Stute Weihegold zum Sieg im so genannten „Hexenkessel“ tanzen.

Zum 69. Mal begeisterte das Holstenhallen-Turnier Tausende Pferde-Freunde und laut Veranstaltungs-Chefin Bettina Schockemöhle (Mühlen) in diesem Jahr sogar 400 mehr als im Vorjahr. „Wir haben rund 38.900 Besucher für die verschiedenen Tages-Abschnitte gezählt und knacken bei Kassensturz vielleicht noch die 40.000“, so die bessere Hälfte von Pferdesport-Mogul Paul Schockemöhle, der sich Sonntagmittag ebenso zufrieden und erleichtert zeigte wie seine Frau. „Der Dressur-Weltcup ist der Höhepunkt des Turniers. Klar, das Hauptspringen, der Große Preis, ist super toller Sport und wird sogar im Fernsehen übertragen. Aber die Weltcup-Kür macht das Turnier aus.“ Und die steht turnusgemäß wieder zur Vergabe an: Der Vertrag läuft aus, erst nach dem Weltcup-Finale Anfang April im schwedischen Göteborg wird von der internationalen Reitvereinigung FEI über die zehn Qualifikations-Stationen im Jahr 2020 entschieden.

Bettina Schockemöhle dazu: „Ich bin nach diesen erfolgreichen Tagen, den hochklassigen Ritten und den vollen Starterfeldern deutlich beruhigter, als vor dem Turnier. Denn das neue Auswahlverfahren beinhaltet erstmals viele neue Kriterien, unter anderem, wie die Bedingungen rundherum und wie zufrieden die Pfleger waren. Jeder hat von der FEI einen Bewertungsbogen bekommen.“ Eine Teilnehmerin war in jedem Fall alles – „glücklich, zufrieden und begeistert“, wie sie kundtat: Die Weltcup-Titelverteidigerin Isabell Werth. „Es ist eine Ehre und ein Vergnügen hier zu reiten. Weihe hat es geliebt und wir hatten nur einen kleinen Fehler in der Traversale“, so die 49-Jährige, die zuletzt 2016 (mit Weihegold) und 2017 (mit Don Johnson) in Neumünster an der Spitze gestanden hat. Als Weltcup-Siegerin ist der Publikumsliebling mit Gänsehaut-Effekt für die Finalteilnahme gesetzt. Lediglich ihre zwei Pferde muss sie qualifizieren, sich für das Finale aber für eins entscheiden.

„Weihegold ist bereits qualifiziert, Emilio muss sich noch auf einer Station bewähren“, so die Rheinbergerin, die dafür die zehnte und letzte Qualifikation Mitte März im niederländischen S´Hertogenbosch reiten wird. „Die Station bleibt keinem deutschen Starter erspart, denn es sind nur noch zwei weitere Plätze an deutsche Reiter zu vergeben und um die konkurriert der Rest“, erklärte Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu den Weltcup-Final-Modus, der beinhaltet, dass jede Nation maximal drei Reiter entsenden darf.

Neumünster-Vorjahressiegerin Helen Langehanenberg (Billerbeck), heutige Zweitplatzierte, ist eine der Anwärterinnen. Sie hat in der Pferdestadt bereits viermal die Weltcup-Kür gewonnen und hatte – wie 2018 – Damsey FRH gesattelt. „Ich bin zweite, aber es fühlt sich an wie erste“, so die 36-Jährige frozzelnd. Sie gab zu: „Damsey hatte extrem viel Feuer, ich war zwischendrin kurz unsicher, ob ich ihn halten kann.“ Denn der „Hexenkessel“ bedeutet einen sehr nahen Kontakt zwischen Reitern und Zuschauern. Einer, der diese emotionalen Auftritte liebt, ist Paul Schockemöhle. Und der blickt, nach Blick auf Parkplatz, Zuschauerränge, Reiter und Pfleger-Zufriedenheit, wie gesagt entspannter in die Zukunft für das 70. Holstenhallen-Turnier und dessen Dressur-Weltcup-Station 2020. (Jessica Bunjes)

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